Isa Schikorsky - Autorin
 
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ABT JERUSALEM UND DIE HOHE SCHULE DES TODES

Historischer Kriminalroman

Cover Abt Jerusalem

Ein Gespenst als Mörder? Studiosus Fritz Bosse ermittelt in seinem ersten Fall

Braunschweig Anfang 1754: Am Collegium Carolinum, der Hohen Schule des Herzogtums, spukt es. Für den Direktor, Abt Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, eine peinliche Angelegenheit, hat sich doch die Institution dem Prinzip des vernünftigen Denkens und Handelns verschrieben. Noch misslicher ist die Lage, weil zugleich der Hauswärter tot aufgefunden wird. Hat das Gespenst ihn ermordet?
Jerusalem versucht, den Fall zu vertuschen – vergeblich. Als ein weiterer Toter auftaucht und Augenzeugen wieder ein Geistwesen beobachtet haben wollen, stellt der Student Fritz Bosse eigene Nachforschungen an und macht Entdeckungen, die für den Fortbestand der Hohen Schule ebenso gefährlich sind wie für die Verantwortlichen ...
Die Autorin hat zwanzig Jahre in Braunschweig gelebt und sich intensiv mit der Stadt- und Hochschulgeschichte im Zeitalter des Rokoko beschäftigt. Diese Erfahrungen haben den Kriminalroman geprägt, der eine glanzvolle Kultur- und Residenzstadt präsentiert, von deren Schönheiten selbst Katharina die Große schwärmte.

Isa Schikorsky: Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes. Historischer Kriminalroman
256 Seiten; BoD, Norderstedt 2021 (Neuausgabe)
ISBN 978-3-7526-1102-1
E-Book: 4,99 Euro, Taschenbuch: 11,50 Euro
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PRESSESTIMMEN ZUR ERSTAUSGABE
  • » ... ein spannendes Lesevergnügen ... mit allem, was das Leserherz begehrt: Liebesleid, Maskenball, Saufgelage, Mord und Intrige.« (Jasmin Wurzer, Lesart 4/2009)
  • » ... gute Unterhaltung und eine erfrischende Interpretation des arg strapazierten Subgenres Lokalkrimi.« (Thorsten Sauer, Krimi-Couch, 2010)
  • »Schöne Sprache, kein Leerlauf: Ein toller Braunschweig-Krimi!« (Harald Duin, Braunschweiger Zeitung, 09.10.2009)

LESEPROBE

Es schlug neun, als sie das Carolinum wieder erreichten. Fritz ärgerte sich über sich selbst. Natürlich hatte er es auch auf dem Weg durch die Stadt nicht geschafft, den Abt um Protektion zu bitten, die er, zumindest nach Ansicht des Pfarrers und seines Vaters, so dringend benötigte. Dabei hatte Jerusalem, wenn er nicht gerade jemanden grüßte, was er allerdings beinahe ununterbrochen tat, ihn gefragt, wie es ihm am Carolinum gefalle und welches denn seine Berufspläne seien. Fritz hatte mehr gestammelt als geredet und etwas von Gutsverwaltung und Landwirtschaft herausgewürgt. Der Abt hatte genickt und »brav, brav« gemurmelt. Und schließlich war die Gelegenheit ungenutzt verstrichen.
Vor dem Auditorium standen jetzt fünf oder sechs Studenten zusammen mit Hofmeister Zachariä und Professor Gärtner, die beide zu den berühmten Dichtern Deutschlands zählten. Der Abt trat auf die Männer zu und begrüßte sie, indem er ihre Hände tätschelte. Er wisse nicht genau, was geschehen sei, wohl etwas mit Behrens, sagte er ihnen und eilte dann mit wehendem Mantel den Flur entlang.
Im Auditorium saß nur noch der in Felldecken gehüllte de Schöller. Fritz rannte hinter Jerusalem her, der schon nach links abgebogen war und gerade die Arkaden erreichte. Hier hatten sich die anderen versammelt. Inzwischen war auch Carl Anton von Bülow eingetroffen, der, wenn überhaupt, stets erst zur dritten oder vierten Stunde erschien, weil er die Nächte am Spieltisch bei Vingt-un und L’Hombre oder in Kneipen verbrachte. Er stand mit Georg Klüger, Philip von Schönstein und Hofmeister Rehkopf zusammen. Die vier tuschelten miteinander, verbeugten sich aber tief, als der Abt sie erreichte. Jerusalem nickte ihnen zu und drückte die Tür zur Wohnung des Hauswärters auf. Fritz schob sich mit in die Stube und blieb neben der Schwelle stehen. Vielleicht würde niemand auf ihn achten.
Professor Schweikhardt saß auf einem Stuhl neben dem Herd, die Schultern vorgebeugt, die Ellenbogen auf die Schenkel gestützt und den Kopf in den Händen vergraben. Auf dem Tisch flackerte noch immer die Kerze, durch die niedrigen Fenster fiel fahles Morgenlicht herein. Schweikhardt sah auf, Feindseligkeit lag in seinem Blick. Obwohl er ein hagerer Mann war, erhob er sich schwerfällig, als trüge er an einer großen Last. Er machte einen Schritt nach vorne, bückte sich und zog die Decke herunter, die in der Zwischenzeit jemand über den Leichnam gebreitet hatte.
Fritz schrie auf.
Aus der Brust des Hauswärters ragte der Griff eines Brotmessers.
Jerusalem stand reglos, mit geweiteten Augen.
»Ja, hochwürdiger Herr Abt«, sagte Schweikhardt stockend, »Sie sehen, ein großes Unglück, unerklärlich, aber die Zeugen, sie sind ganz sicher und ...« Er hatte sich aufgerichtet und stand jetzt mit hängenden Schultern da, seine Hände mit den geöffneten Handflächen streckte er Jerusalem entgegen, als wollte er ihm etwas Unsichtbares überreichen.
»Was reden Sie da, Monsieur Schweikhardt?«, rief Jerusalem.
Fritz erschrak. Jerusalem sprach sonst stets leise und mit Bedacht. Er musste sehr erschüttert sein.
»Es gibt Zeugen, hochwürdiger Herr Abt, Zeugen, die denjenigen gesehen haben, der das wohl getan hat.«
Fritz hielt den Atem an. Er wollte kein Wort verpassen. Ein Mord! Das Böse war ins Collegium Carolinum eingedrungen.
»Und, wo ist er?«, dröhnte der Abt. »Haben Sie den Polizeidiener geholt und ihn abführen lassen?«
»Ich wollte Ihre Entscheidung abwarten.« Schweikhardt zog dem Toten wieder die Decke über Brust und Gesicht. An der Stelle, wo das Messer steckte, blieb eine Erhebung sichtbar. Fritz starrte darauf. Warum hatte er das Messer vorhin nicht gesehen? Er versuchte, sich die Situation in Erinnerung zu rufen. Natürlich, er hatte dem Toten nur ins Gesicht geleuchtet, drum herum war es dunkel gewesen.
»Denn es ist nicht so einfach«, stotterte Schweikhardt weiter, »weil, weil ...«
»Weil was?« Jerusalem hob die Hände. »Reden Sie endlich, Monsieur!«
»Weil es ein körperloses Wesen ... also gewissermaßen ... weil es ein Gespenst war!«
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